Eine bewährte Methode, um die Schneedecke an verschiedenen Expositionen und Höhenlagen im Auge zu behalten, ist das Erstellen von Schneeprofilen.

Alles rund um das Thema Schneeprofil

Schneedeckenaufbau und -verhältnisse sind wichtige Faktoren für die Einschätzung der Lawinengefahr, insbesondere für die Lawinenwarndienste. Für die Schweiz ist dies das Institut für Lawinenforschung, SLF, in Davos. Die Herausforderung besteht darin, sich ab Winterbeginn ständig mit dem Einfluss des Wettergeschehens auf den Schneedeckenaufbau und somit die Lawinengefahr auseinanderzusetzen. Eine bewährte Methode, um die Schneedecke an verschiedenen Expositionen und Höhenlagen im Auge zu behalten, ist das Erstellen von Schneeprofilen.


Welche Möglichkeiten gibt es für Tourengängerinnen und Tourengänger in der Schweiz, um den Schneedeckenaufbau zu verfolgen? Was sagt ein Schneeprofil aus? Wie kann man ein Schneeprofil richtig lesen und deuten? In dieser bergluft Ausgabe findest du alles rund um das Thema Schneeprofil.


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Wie wird ein Schneeprofil erstellt?

Schneeprofile sind ein wesentliches Instrument für Schnee- und Lawinenforscher sowie für Wintersportler, um die Stabilität der Schneedecke zu bewerten und bedingt auch das Lawinenrisiko einzuschätzen. Die Erstellung eines Schneeprofils bietet detaillierte Einblicke in die Schichtenstruktur der Schneedecke, die Temperaturverteilung und die Eigenschaften der einzelnen Schneeschichten.


Es ist wichtig zu verstehen, dass ein Schneeprofil immer nur eine Momentaufnahme für einen bestimmten Standort (Höhe, Exposition, Gelände) zu einer bestimmten Zeit ist. Die Erkenntnisse daraus dürfen niemals isoliert betrachtet werden und sind nur als ein einziger Datenpunkt nebst vielen anderen, wie zum Beispiel dem Lawinenbulletin selbst oder eigenen Beobachtungen,  zu sehen.


Schneeprofile anzufertigen, macht Spass und bietet einen spannenden Einblick in die meist überraschend heterogene Welt der Schneedecke. Sie selbst für die Beurteilung der Lawinengefahr heranzuziehen, setzt allerdings grosse Erfahrung voraus und ist auch für ausgebildete Bergführer nicht einfach.


Die Erstellung eines Schneeprofils ist ein aufwendiger Prozess und erfordert mehrere Arbeitsschritte:

  • Standortwahl: Ein repräsentativer und vor allem sicherer (!) Ort wird ausgewählt. Repräsentativ im Sinne von Hangneigung (meist um 35 Grad), Exposition und Höhenlage, welche für die geplante Route oder das Gebiet relevant ist. Dabei ist zu achten, dass das Profil auf einer sonnenabgewandten Seite aufzunehmen ist, damit die Kristalle nicht durch die Wärme verändert bzw. geschmolzen werden. Aus dem gleichen Grund sollte mit Handschuhen gearbeitet werden. Für die Höhenmessungen wird eine Lawinensonde neben dem Profil eingesteckt.
  • Schnee ausschachten: Eine senkrechte Schneewand wird ausgegraben, um die verschiedenen Schneeschichten freizulegen. Die Grösse des ausgegrabenen Bereichs hängt von den Bedingungen und Zielen («Will ich nur kurz hineinschauen oder bestimmte Schneedeckentests durchführen?» der Analyse ab.
  • Visuelle Beurteilung und Schichtgrenzen: Schichtgrenzen werden gesucht und markiert. Einerseits erfolgt dies anhand visueller Unterschiede (z.B. Helligkeit und Farbe), andererseits durch Härteunterschiede. Am einfachsten ist es, die Härteunterschiede mit den Fingern aufzuspüren.
  • Härteprüfung: Die Härte der einzelnen Schneeschichten wird untersucht. Die Skala ist sechsstufig und reicht von «Sehr weich: Faust» bis zu «Eis». Stufe «Faust» bedeutet, dass ich mit der Faust ohne grösseren Kraftaufwand in die Schicht eindringen kann.

  • Kornformen und Korngrössen: In jeder Schicht erfolgt die visuelle Bestimmung der Kornform und Korngrösse mittels Lupe. Typische Schwachschichten bestehen aus grossen, kantigen Körnern, denn diese sind meistens schlecht miteinander verbunden. Kantige Körner haben weniger Bindungen zueinander als Runde. Grosse Körner haben – pro Volumen – weniger Verbindungen als kleine.

  • Temperaturmessung: Die Temperatur wird in verschiedenen Tiefen gemessen, um Temperaturgradienten in der Schneedecke zu identifizieren, die zur Umwandlung von Schneeschichten beitragen können.
  • Feuchtigkeit: Typischerweise ist die Schneedecke im Hochwinter kälter als 0 °C und damit trocken. Einzig am Übergang zum Boden ist der Schnee oft auch dann 0 °C „warm“. Für die Bestimmung der Feuchtigkeit wird eine fünfstufige Skala verwendet von «Trocken: Schneetemperatur unter 0°C» bis «Sehr nass: mit Wasser durchtränkt». Typischerweise kann im Frühjahr eine Schneedecke durchgehend isotherm sein (von unten bis oben gleiche Temperatur) und hat somit keinen "Kältepuffer" mehr. Dies begünstigt beispielsweise eine schnelle Durchfeuchtung und anschliessend die Bildung von Nassschneelawinen.
  • Nietentest: Der Test dient vor allem dazu, den Aufbau der Schneedecke zu beurteilen im Hinblick auf mögliche, kritische Schwachschichten in der Altschneedecke. Jede Schicht bzw. Schichtgrenze wird auf die sechs Nieten überprüft. Je mehr Nieten gefunden werden, desto ungünstiger ist die Situation. Die Kriterien und Interpretation sind in der Abbildung aufgelistet.
  • Stabilitätstests: Für die gezielte Suche nach Schwachschichten innerhalb der Schneedecke, welche für die Auslösung von Schneebrettlawinen relevant sein können. Dafür gibt es verschiedene Tests wie zum Beispiel der Rutschblocktest, Extended Column Test (ECT) oder der Kompressionstest. In der bergluft Februar-Ausgabe erhältst du einen vertieften Einblick in die Durchführung eines Stabilitätstests: Es erwartet dich eine praktische Anleitung, die dich Schritt für Schritt durch einen ECT führt.
  • Dokumentation: Alle Beobachtungen und Messwerte werden sorgfältig aufgezeichnet. Dafür führt man ein kleines Notizbuch mit oder nutzt digitale Lösungen.

Wo findet man aktuelle Schneeprofile?

Auf der Webseite des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) kannst du Schneeprofile, welche innerhalb der letzten sieben Tagen erfasst wurden, anschauen. Ebenfalls findest du ausführliche Erklärungen zu den verschiedenen Stabilitätstests.


Zu beachten ist jedoch, dass ein Schneeprofil und die ermittelte Schneedeckenstabilität Hang-spezifisch sind und nicht einfach so auf andere Hänge mit gleicher Höhenlage und Exposition übertragbar sind.  

SLF - Schneeprofile

Das wichtigste in Kurzform:

  • Mit einem Schneeprofil werden Schwachschichten in der Schneedecke lokalisiert.
  • In einem einzigen Hang können Bereiche mit sehr unterschiedlichem Schneedeckenaufbau dicht nebeneinander liegen. So kann basierend auf einem Schneeprofil nicht auf die Verhältnisse einer Region geschlossen werden.
  • Ein Stabilitätstest hat das Ziel, das mechanische Verhalten der Schneedecke im Miniaturformat zu untersuchen. Man versucht eine «Mini-Lawine» auszulösen und beobachtet dabei, wie auslösefreudig die Schneedecke ist.
  • Faustregel (mit Ausnahmen): Je unterschiedlicher die Schichten in ihren Eigenschaften sind, desto ungünstiger sind die Stabilitätsverhältnisse im Hang.
  • Schwachschichten, verborgen in der Schneedecke, deuten auf ein Altschneeproblem hin.

Wie interpretiert man ein Schneeprofil?

Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns am besten gleich ein Beispiel an.

Das folgende Schneeprofil stammt aus der Region Andermatt und wurde Ende Januar 2024 aufgenommen.


Generell ist festzustellen, dass am Standort ungefähr 1.5 Meter Schnee liegen. In den untersten Schichten wurden sehr lockere, kantige Becherkristalle, die auf aufbauende Umwandlung hinweisen (^ ^), identifiziert. Diese Schicht wird oft als Schwimmschnee bezeichnet, da sie eine sehr ausgeprägte Schwachschicht bildet, auf der gebundener Schnee (ein Schneebrett) leicht gleiten kann. Glücklicherweise ist diese Schicht mittlerweile stark überlagert, sodass sie von Wintersportlern an dieser Stelle wahrscheinlich nicht mehr gestört oder ausgelöst werden kann. Darüber befinden sich zunächst kantige Schichten (Vierecke), gefolgt von Schichten mit Schmelzformen (Kreise), wobei auch die Härte (graue Balken nach links) bis auf die Härte 'ein Finger' (1F) zunimmt. Im oberen Bereich der Schneedecke liegen Schichten mit relativ frischem Schnee, die sich teilweise noch in der abbauenden Umwandlung befinden (kleiner Punkt bzw. /-Symbol).

Bei diesem Schneeprofil wurde ein Schneedeckentest, ein sogenannter Extended Column Test (ECT) durchgeführt.


Für diesen wird eine Säule (engl. Column) von 30 x 90 cm freigelegt und auf einer Seite dieser Säule durch Klopfen und Schläge ein Bruch innerhalb der Schneedecke provoziert. Je nachdem, wann und wie dieser Bruch eintritt, lassen sich Rückschlüsse auf die Stabilität der Schneedecke ziehen. Zuerst wird 10 Mal aus dem Handgelenk, dann 10 Mal aus dem Ellbogen und schliesslich 10 Mal aus der Schulter auf ein aufgelegtes Schaufelblatt geklopft bzw. geschlagen.


In unserem Beispiel erfolgte ein kompletter Bruch der Säule auf einer Höhe von 119 cm beim 21. Schlag, also dem ersten aus der Schulter. Ein solches Resultat wird allgemein als ein «schwacher» Schneedeckenaufbau gewertet. Spannend ist auch, dass der Bruch genau bei der Schicht auftrat, bei der die meisten Nieten identifiziert wurden.

Wie du siehst, sind solche Schneedeckentests eine spannende, aber auch durchaus komplexe Angelegenheit. Manche würden gar von einer Art Kunst sprechen. Über den praktischen Nutzen dieser Informationen – 'Fahre ich den Hang oder nicht?' – gehen die Meinungen auch unter Experten auseinander. Aus diesem Grund empfiehlt es sich ausdrücklich, einen Lawinenkurs zu besuchen und diese Themen mit ausgebildeten Bergführern und Bergführerinnen zu vertiefen.

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