Aaron Coulin ist seit gut einem Jahr als Bergführer unterwegs. Er berichtet über seine Erfahrungen im ersten Führungsjahr, seinen Alltag als Bergführer, seine Lieblingstouren und was alles zu einer guten Vorbereitung auf eine Wintertour gehört.

Raus in den Schnee! Es ist Wintertourenzeit – oder auch Weihnachtszeit

Die Weihnachtszeit ist da! Die weissen Gipfel, die Kälte und Ruhe in der Natur lassen einen den Winter förmlich riechen. Höhenfieber hat anfangs Dezember mit einer Skitouren Ausbildungswoche in Andermatt die Wintersaison eröffnet. In den Bergen liegt zünftig viel Schnee und auch im Flachland tanzten zu Beginn des Monats bereits einige Schneeflocken. Die Vorfreude ist gross und bestimmt kannst auch du es kaum erwarten, die erste Tour im Schnee zu unternehmen.


In der bergluft Dezember-Ausgabe haben wir ein Interview mit Teambergführer Aaron Coulin für dich bereit. Wolltest du schon immer einmal wissen, wie ein gewöhnlicher Arbeitstag eines Bergführers aussieht? Oder wie ein Bergführer sich vorbereitet und eine Tour den aktuellen Verhältnissen und der Lawinensituation anpasst? Aaron gibt Antwort auf diese und viele weitere spannende Fragen. Er gewährt uns einen Einblick in das Bergführersein und verrät euch, was sein persönliches Must-have auf einer Tour ist.


Wir wünschen dir gute Unterhaltung beim Lesen und eine schöne Weihnachtszeit.

«Am meisten in Erinnerung bleiben mir die Tage, an welchen das Wetter nicht «grand beau» war. Ich denke dabei an die mystische Stimmung, welche der Nebel in den Bergen verbreiten kann»

Interview mit Teambergführer Aaron Coulin

Aaron Coulin ist seit gut einem Jahr als Bergführer unterwegs. Er berichtet über seine Erfahrungen im ersten Führungsjahr, seinen Alltag als Bergführer, seine Lieblingstouren und was alles zu einer guten Vorbereitung auf eine Wintertour gehört.


Im Interview gibt uns Aaron einen persönlichen und spannenden Einblick in seine Welt als Bergführer. Die Passion am Beruf, die Verbundenheit zur Natur und Bergwelt und die Freude, sein Wissen an seine Gäste weitergeben zu können, sind deutlich spürbar.

Aaron Coulin

Wie kam es dazu, dass du den Weg der Bergführer Ausbildung eingeschlagen hast?

Ich habe einen ETH Masterabschluss als Maschinenbauingenieur und 10 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Dadurch habe ich viele Stunden hinter dem Bildschirm verbracht. Mit der Zeit habe ich begonnen, diesen klassischen Karriereweg zu hinterfragen und gemerkt, dass dieser Weg nicht zu mir passt. Als Bergführer verdiene ich nun zwar deutlich weniger, aber die Arbeit draussen in den Bergen macht mich glücklicher. Dieser Schritt weg vom sicheren und geregelten Arbeitsalltag brauchte viel Mut, und die Bergführerausbildung war ein langer Weg. Vorerst habe ich meinen Job bei der SBB weitergeführt und über die Zeit mein Pensum reduziert. Die Entscheidung fiel zwischen Büroarbeit und Bergführen. Nun freue ich mich sehr, als Vollzeit Bergführer in die Wintersaison zu starten.

 

Wie sieht so ein typischer Arbeitstag in deinem Leben als Bergführer aus?

Am Morgen stehe ich gemeinsam mit meiner Frau auf, geniesse ein gemütliches Frühstück, mache Yoga und, je nach Wetter, geht es vielleicht noch an die Felsen im Basler Jura. Jetzt ist gerade Zwischensaison, die perfekte Zeit für administrative Arbeit und – wenn die Sonne scheint – fürs Klettern.

In der Tourensaison sieht das etwas anders aus. Auf der Hütte gilt es meist, früh aufzustehen. Am Morgen, bevor ich mit der geplanten Tour starte, checke ich nochmals die Verhältnisse und das Befinden meiner Gäste. Meist laufen wir im Dunkeln los, geniessen den spektakulären Sonnenaufgang und das beeindruckende Bergpanorama. Mein Ziel ist es, meine Gäste sicher durch das Gebirge zu führen und immer aktiv möglichen Gefahren vorzubeugen.


Als Bergführer bin ich verantwortlich, auf der Tour laufend die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wann seilen wir an? Wann werden die Harscheisen montiert? Wie wähle ich meine Spur durch die verschneite Landschaft optimal den Verhältnissen und der Lawinengefahr angepasst? Diese Entscheidungen im richtigen Zeitpunkt zu kommunizieren, die verschiedenen Erwartungshaltungen der Gäste abzuklären und eine geeignete Lösung für alle zu finden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe und macht das Bergführen sehr abwechslungsreich und spannend.

Du bist nun seit gut einem Jahr als Bergführer unterwegs. Was sind deine wichtigsten Lektionen, die dich dieses erste Jahr gelehrt hat?

Regenhosen sind Gold wert! Ich habe vor dieser Sommersaison nie Regenhosen besessen. Für Hüttenzustiege oder längere Passagen im Regenwetter möchte ich nicht mehr darauf verzichten.

Und: Oft sind die Gäste schneller zufrieden, als ich denke. Ganz nach dem Motto: weniger ist mehr.


Auf was wurdest du in der Ausbildung vorbereitet und auf was vielleicht nicht, wenn du nun auf deine Erfahrungen als Bergführer zurückblickst?

Die Bergführerausbildung ist sehr umfangreich, und man lernt alle nötigen Werkzeuge und Techniken für den Führeralltag kennen. In der Ausbildung als Aspirant und danach als Bergführer findet ein Umdenken statt. Bergsteigen mit Kollegen und als Bergführer mit Gästen in den Bergen unterwegs zu sein, sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Bergführersein hat sehr viel mit Erfahrung zu tun, und man hat nie ausgelernt. Jeden Tag, den ich in den Bergen verbringe, lerne ich etwas dazu. Ich tausche mich gerne mit Bergführerkollegen zu Verhältnissen aus, bespreche die Routenwahl und die verschiedenen Möglichkeiten, wie Passagen abgesichert werden können.


Die Tourenplanung, die technischen Fähigkeiten und die Seilhandhabung werden in der Ausbildungszeit geübt und perfektioniert. Auf den Touren bringt jeder Gast unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Erwartungen mit. Dies zu erkennen, die Kommunikation und die Softskills lernt man nachher vor allem beim Führen.


Was hast du auf jeder Tour mit dabei und darf nicht fehlen?

Spontan denke ich gerade an «Trolliwürmli»: Die sauren Glühwürmchen von Trolli sind für mich der beste Tourensnack. Ebenfalls immer dabei habe ich meinen Bhend, Fellwachs im Winter und Diamox in meiner Bergführerapotheke.

Wo bist du mit deinen Gästen am allerliebsten auf Tour?

Am meisten in Erinnerung bleiben mir die Tage, an welchen das Wetter nicht «grand beau» war. Ich denke dabei an die mystische Stimmung, welche der Nebel in den Bergen verbreiten kann. Die Natur hat eine ganz andere Wirkung im Zusammenspiel mit dynamischen Wolken, Nebel und Sonnenstrahlen. So können Touren zu etwas ganz Besonderem werden.


Zum Beispiel denke ich gerade an die Überschreitung des Walliser Dreitausenders Balfrin. In der Nacht zuvor wurde der Felsgrat mit 10 Zentimetern Neuschnee eingezuckert. Die Tour wurde dadurch zwar nicht wirklich schwieriger, aber definitiv schöner und eindrücklicher.


Was ist das beste am Bergführersein?

Für mich ist es sehr bereichernd, Menschen mit ihren individuellen Lebenssituationen kennenzulernen. Ich geniesse es sehr, wenn ich mein Wissen weitergeben und meine Gäste fürs Bergsteigen begeistern kann. Deshalb führe ich sehr gerne Ausbildungskurse.

Auch faszinieren mich lange und anspruchsvolle Führungstouren mit Privatgästen, wie zum Beispiel der Mittellegigrat am Eiger. Der gute Mix macht es aus und die Abwechslung, welche das Bergführersein mit sich bringt.


Wie gehst du mit der Lawinengefahr um, wenn du mit Gästen im Winter unterwegs bist?

Die Lawinengefahr ist ein stetiger Begleiter. Werkzeuge wie das Lawinenbulletin, Landkarten und das Gespräch mit Hüttenwarten und Kollegen helfen mir bei der Routenwahl und Entscheidungsfindung. Vor allem für die Tourenvorbereitung sind dies sehr nützliche Hilfsmittel. Auf der Tour selbst gilt es, die Warnzeichen im Gelände frühzeitig zu erkennen.


Meinen Gästen empfehle ich einen Lawinenkurs zu Beginn der Wintersaison zu besuchen. Die Ausbildungsthemen sind: Umgang mit LVS, Schaufel und Sonde, das Gelände richtig einschätzen, Lawinen bildende Faktoren kennenlernen und vieles mehr.

Auf welche Skitour mit Gästen freust du dich am meisten diesen Winter?

Auf vier Tage Genuss-Skitouren im Val S-Charl. Im Sommer war ich mit meiner Frau in dieser schönen Region im Bündnerland unterwegs beim Trailrunning. Auf den Wegen durch die Arvenwälder und die imposante Bergwelt habe ich mir immer wieder vorgestellt, wie es im Winter auf Skitour sein wird. Der köstliche Kaffee und Kuchen im gemütlichen Gasthaus Mayor machen das Erlebnis perfekt.

Skitouren im Val S-Charl

Ebenfalls freue ich mich auf die Ausbildungswoche im Averstal. Das hochgelegene und schneesichere Tourengebiet eignet sich bestens für die erste Skitour. Während fünf Tagen erlernen wir den Umgang mit Fellen und Tourenskis, Aufstiegstechnik, Skitechnik im Tiefschnee, Schnee- und Lawinenkunde und Tourenplanung. Die Woche bietet den perfekten Mix zwischen Theorie und Anwendungstouren.

Skitourenkurs Averstal

Kürzere Winter, schwindende Gletscher und erhöhte Steinschlaggefahr erfordern Flexibilität, was das Führen in den Bergen angeht. Hast du das Gefühl, dass sich der Bergführerberuf verändert?

Ich bin zuversichtlich, dass der Bergführerberuf weiterhin eine grosse Bedeutung haben wird. Die Natur verändert sich ständig, und die schwindenden Gletscher erfordern zusätzliche Vorsicht bei der Routenwahl. Viele Gletscher werden in Zukunft nicht mehr da sein. Daraus entstehen anspruchsvolle Alpinwandertouren und Felsrouten. Diesen Prozess können wir nicht mehr verhindern, und es liegt an uns, Alternativen zu finden. Zum Beispiel wird sich die Klettersaison verlängern. Viele klassische Routen werden nicht mehr möglich sein, aber vielleicht entstehen auch neue Wege.


Wenn ich wiederum an die Tour zum Eiger zurückdenke und an den Zustieg zur Mittellegihütte, wird mir bewusst, dass das Timing und die Expositionszeit entscheidend sind. Neue Gefahrenzonen mit Risiken wie Steinschlag oder Seracs entstehen, und wir als Bergführer müssen dafür sorgen, dass wir diese Zonen so gut wie möglich umgehen und die Zeit in solchen Gefahrenzonen minimieren. Das Bewusstsein, dass sich Bergtouren, die man jahrelang geführt hat, verändern und neue Gefahren entstehen, ist wichtig.

Exped Skitourenrucksäcke Couloir und Serac: Designt von Experten für dein Outdoor-Abenteuer

Der Rucksack Serac ist ein leichter, minimalistischer und wetterfester Alpin-Rucksack für Tagestouren oder mehrtägige Unternehmungen in die Berge – bei jedem Wetter, egal ob Sommer oder Winter. Der Serac bietet alle nötigen Features für einen vollwertigen Winter-Alpinrucksack und punktet mit mehr Komfort im Handling und der Organisation. Er ist der ideale Begleiter für deine Wintertouren.

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Der Rucksack Couloir ist ein extrem vielseitiger und nachhaltiger Winterrucksack. Skis und Splitboard können auf drei verschiedene Arten einfach aufgebunden werden und alle Taschen und Fächer sind auch mit Handschuhen leicht zugänglich. Ein optimaler Begleiter für deine Ski-, Splitboard- oder Schneeschuhtour.

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Gipfelgespräche: Berg und Klima im Fokus. Online am 12. Januar 2024

Spannender Input zum Thema Schnee im Klimawandel: Berechtigte Sorgen oder alles nur Märchen? Du kannst online mittels Livestream dabei sein! Der Event startet um 19.00 Uhr. Folgende Fragen stehen im Fokus:

  • Welche Bedeutung hat der Schnee?

  • Wie hat sich Schnee in den letzten Jahren verändert? In Südtirol und in den Alpen?

  • Wie hängt das mit dem Klimawandel zusammen, und was erwarten wir für die Zukunft?

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Wir sagen uns du.


Wenn wir gemeinsam in den Bergen unterwegs sind, so sprechen wir uns mit du an.
Diese schöne Tradition möchten wir schon vom ersten Kontakt an mit dir pflegen.
Wir sprechen dich also auch am Telefon und im Mailverkehr per du an.

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