Die Jungfrau ist der höchste Gipfel des berühmten Dreigestirns «Eiger Mönch Jungfrau». Der Berg liegt hoch über dem Lauterbrunnental direkt auf der Grenze der Schweizer Kantone Bern und Wallis. Der Gipfel ist der dritthöchste Punkt der Berner Alpen. Dank der Jungfraubahn aufs Jungfraujoch ist der Zustieg zur Mönchsjochhütte kurz. Hier beginnt die Besteigung der Jungfrau über den Normalweg via Rottalsattel. Auf dieser Normalroute wird die Jungfrau im Frühling auch als Skitour begangen.
Wo befindet sich die Jungfrau und wie sieht der Berg aus?
Die Jungfrau (4158m) erhebt sich zwischen Stechelberg im Lauterbrunnental und dem Aletschgletscher. Über den Jungfrau-Gipfel verläuft die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Wallis. Von Norden gesehen ist die Jungfrau der Berg rechts im Dreigestirn “Eiger Mönch Jungfrau”. Die Jungfrau gehört seit 2001 zum UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.
Der Berg Jungfrau ist sehr vielgestaltig und kann aufgrund seiner Mächtigkeit als eigenes Bergmassiv bezeichnet werden: Die Jungfrau hat zwei Gipfel, den südlichen Hauptgipfel (4158m) und die Wengen-Jungfrau (4088m) nördlich davon. Zwischen den beiden Gipfeln fliesst ein Gletscher (der Hochfirn) nach Westen ab. Am südlichen Ende des Hochfirns fallen der Ussera und Innera Rottalgrat nach Südwesten ab. Die nördliche Bergrenzung des Hochfirns heisst Silbergrätli und leitet weiter nach Nordwesten zum Rotbrättgrat. Im Westen erhebt sich die Jungfrau fast eisfrei mehr als 3000 Meter über dem hinteren Lauterbrunnental. Es ist dies (nach dem Mont Blanc) der zweithöchste direkte Abhang in den Alpen.
Der Nordostgrat von der Wengen-Jungfrau zum Jungfraujoch ist ein schmaler Felsgrat, auf welchem sich im unteren Teil Fernmeldeanlagen befinden. Nach Norden fällt eine steile Felswand auf den zerrissenen Giessen- und Chielouwenengletscher ab.
Nach Südosten verläuft ein kurzer kombinierter Grat zum Rottalsattel. Die felsige Ostwand erhebt sich über dem Jungfraufirn und die über 1000 Meter hohe Südwand über dem versteckten Rottalgletscher.
Ursprünglich war geplant, auf die Jungfrau eine Bergbahn zu bauen. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wurde dieses Projekt nicht realisiert. Die Bahn wurde schliesslich bis 1912 mit Endstation Jungfraujoch fertiggestellt.
Welche sind die Nachbargipfel der Jungfrau?
Im Süden befindet sich das Rottalhorn (3971m), im Westen das Silberhorn (3690m) und das Goldenhorn (3640m), im Norden das Schneehoren (3400m), im Nordosten der Mönch (4110m) und im Osten der Trugberg (3932m).
Wann wurde die Jungfrau zum ersten Mal bestiegen?
Die Jungfrau wurde am 3. August 1811 zum ersten Mal bestiegen. Dies war ein kühnes Unterfangen, zumal damals noch kein Viertausender der Schweiz bezwungen worden war und die Blütezeit des Alpinismus erst ein halbes Jahrhundert später begann. Erstbesteiger waren die Aargauer Johann Rudolf Meyer und sein Bruder Hieronymus mit den Walliser Gämsjägern Joseph Bortis und Alois Volken, die vom Lötschental her den Berg von Süden erklommen hatten. Sie folgten ungefähr der heutigen Normalroute. Der Volksmund taufte daraufhin die bis dahin unberührte Jungfrau «Madame Meyer».
1874 erfolgte die Winter-Erstbesteigung durch die Alpinistin Margaret Claudia Brevoort und William Augustus Brevoort Coolidge mit den Führern Christian und Ulrich Almer.
Woher hat die Jungfrau ihren Namen?
Der Name Jungfrau stammt wahrscheinlich von der Wengernalp am Fusse des Berges, die – nach den Besitzerinnen, den Nonnen vom Kloster Interlaken – früher Jungfrauenberg genannt wurde. Einer anderen Quelle zufolge leitet sich der Name vom Aussehen des Nordhanges des Berges ab, der aus der Ferne dem Schleier eines Mädchens ähneln soll.
Was ist die geologische Besonderheit der Jungfrau?
Die Nordwestflanke der Jungfrau, d.h. der ganze «Vorbau» mit Schwarzmönch, Rotbrett und Schneehorn besteht aus sedimentärem Deckgebirge (Kalk). Der Gipfelbereich hingegen besteht aus kristallinem Grundgebirge (Gneis, Schiefer). Die geologische Besonderheit besteht darin, dass dort das Grundgebirge geringfügig auf sein Deckgebirge überschoben worden ist.
Wann und wie entsteht das Schattenkreuz an der Jungfrau?
Anfangs Oktober und ende Februar kurz vor Sonnenuntergang ist das Schattenkreuz auf der Jungfrau Nordseite zu beobachten. Nur zu diesen Zeitpunkten führt der Sonneneinfallswinkel zum entsprechenden Schattenwurf. Die obere horizontale Linie des Kreuzes wird vom flachen Gipfelgrat des Silberhorns verursacht. Für den senkrechten Balken oben am Kreuz ist die markante Felsrippe nordwestlich der Wengen-Jungfrau verantwortlich.
Welche ist die Normalroute auf die Jungfrau und wie schwierig ist diese Hochtour?
Die Zahnradbahn aufs Jungfraujoch (3453m) erleichtert den Zugang zur Südseite der Jungfrau mit ihren verschiedenen Stützpunkten wie Mönchsjochhütte, Konkordiahütte, Finsteraarhornhütte und Hollandiahütte erheblich.
Ausgangspunkt für den Normalweg auf die Jungfrau ist die Mönchsjochhütte. Die Route führt zuerst über den zerklüfteten Jungfraufirn zu einem Felsaufschwung. Der Eisaufschwung zum Rottalsattel und die folgende steile Firnquerung bilden die Schlüsselstellen der Tour. Nach Schneefall kann an diesen Stellen auch im Sommer Lawinengefahr herrschen. Lange Metallstangen erleichtern die Sicherung auch im einfachen Klettergelände zum Gipfel.
Diese Normalroute wird auf der SAC-Hochtourenskala aufgrund der zunehmenden Ausaperung mittlerweile als ziemlich schwierig (ZS, 2c) bewertet. Aufgrund des Abschmelzens des Gipfelschneefeldes nimmt auch die Steinschlaggefahr oberhalb des Rottalsattels zu.
Wird die Jungfrau auch als Skitour begangen?
Die Normalroute von der Mönchsjochhütte wird auch als Skitour unternommen, wobei der Felssporn bei P. 3506m südlich über einen steilen Firnhang umgangen wird. Unterhalb des Steilhanges am Rottalsattel wird ein Skidepot gemacht.
Welche weiteren Routen führen auf die Jungfrau?
Die Besteigung des Inneren Rottalgrates (ZS, 3a) beginnt in Stechelberg (910m), wo man die meist unbewartetet Rottalhütte SAC (2755m) erreicht. Die Route führt über den felsigen Südwestgrat (im oberen Teil mit Seilen und Stangen ausgerüstet) zum Hochfirn und weiter in kombiniertem Gelände auf den Gipfel. Diese Route ist bei nassem oder vereistem Fels heikel und nicht zu empfehlen.
Die schwierige Kletterroute über den Nordostgrat (S, 4b) führt vom Jungfraujoch mit mehreren steilen Felsaufschwüngen auf die Wengen-Jungfrau und dann über den Hochfirn zum Hauptgipfel.
Die Besteigung des Nordwest oder Rotbrättgrat (S, 3c) beginnt auch in Stechelberg, von wo man über den Rottalhüttenweg und einer Querung unter dem Rotbrätt die unbewartete Silberhornhütte SAC erreicht. Der kombinierte, lange und selten begangene Aufstieg führt am Fellenbergflieli vorbei zum Goldenhorn und weiter am Silberhorn vorbei über Silberlicka und Silbergrätli zum Hochfirn und Gipfel.